Windows

Windows Vista Media Center Langzeittestbericht

Vor einem guten halben Jahr hatte ich ja 2 neue PCs gekauft, einen für mich und einen für meinen Vater. Somit war die ALDI „Mulitmedia“ Kiste erst einmal überflüssig. Da hier neben der umfangreichen (und ebenso überflüssigen) Softwaresuite ein Vista Home Premium dabei war und eine TV Karte, die versprach, einen Hybridtuner zu besitzen, brauchte ich damals nur das Windows neu zu installieren um einen PC zum Anschluß an meinen Fernseher zu haben, ursprünglich nur zum Abspielen von Filmen und Videos über VLC Media Player und co. Mit seinem Core2Duo E4300 (2×1,83GHz) hat er genug Dampf, die GeForce 8400GS ist für alles (ausser Spiele etc) vollkommen ausreichend und hat sogar einen HDMI Anschluß, wodurch ich den PC, nach der Ablösung meines herkömmlichen TV Geräts irgendwann nach Weihnachten durch ein FullHD Panel, direkt in HD Qualtiät dort anschließen werden kann.

Aber alleine das Vorhandensein des „Windows Media Centers“ hat mich aber dazu bewogen, mir dies einmal näher anzuschauen, zumal beim Rechner eine Fernbedienung mitgeliefert wurde und diese auch nur unzureichend mit VLC funktionierte. Dabei stellte sich aber heraus, dass die TV Karte seit der Windows Neuinstallation nur noch als DVB-T Tuner ihren Dienst verrichten wollte. Im vorinstallierten System konnte man bei der Einrichtung noch auswählen, was man nutzen wollte, war danach aber auch festgelegt, sonst hätte man vor jeder Umschaltung das komplette TV Programm neu einrichten müssen. Aber egal welchen Treiber ist mir für den Philips Chip runtergeladen hatte, sie wollte nur noch DVB-T machen (die analoge Signalqualität ist aber ohnehin nur sehr bescheiden gewesen).

Kurzerhand also eine alte Hauppauge TV-Karte reingesteckt, welche mit entsprechendem Treiber auch auf Anhieb funktionierte. An dieser Stelle mal ein richtig fettes Lob an die Treiberentwickler von Hauppauge, die sogar für die ältesten Modelle immer neue Treiber für die diversen neuen Windows Versionen liefern. Mein Modell hat sogar einen MPEG2-Encoder, durch dessen Hilfe die Auslastung unter Windows während einer Aufnahme unter 10% bleibt und sogar die Aufnahmequalität vom MediaCenter aus einstellbar.

Und hier hat es angefangen, dass ich mich in das System verliebt habe. Das TV Programm zieht sich das MediaCenter von alleine über das Internet, TV Text wird mit einem einzigen Tastendruck in Windeseile auf den Bildschirm gezaubert, auch das Ansteuern anderer TV-Text-Tafeln geschieht in Bruchteilen einer Sekunde. Filme aus dem TV aufnehmen kann man mit einem Einzelnen Tastendruck auf der Fernbedienung, entweder aus dem TV Programm heraus oder während der Wiedergabe von LIVE-TV aus der Liste der nächsten Sendungen. Ein Druck auf „Aufnahme“ während einer Sendung veranlasst das MediaCenter nach einer evtl. vorhandenen Wiederholung im TV Programm zu suchen, sodaß man die Sendung im Idealfall spätestens am nächsten Tag komplett auf der Platte liegen hat.

Soweit ganz nett, richtig pörnchen (von „porno“, quasi die Steigerung von „geil“ ) wird es bei der Benutzung der Serienaufnahmefunktion. Dazu sind im einfachsten Fall 2 Drücke auf „Aufnahme“ vonnöten. Dann werden alle Sendungen einer Serie auf dem Kanal aufgenommen, in den Aufnahmeeinstellungen kann man dann Feintuning betreiben und sagen, dass z. B. nur die erste Sendung / Tag aufgenommen werden soll und nicht ebenfalls die Wiederholungen, oder nur die Sendung pro Tag im Zeitraum „von ungefähr“ „bis ungefähr“. Oder wie im Falle von „South Park“, welches zur Zeit sowohl auf Comedy Central also auch auf MTV ausgestrahlt wird kann man den Serienaufnahmeauftrag senderübergreifend konfigurieren.

Ein Druck auf „aus“ auf der Fernbedienung schickt den PC in den hybriden Standbymodus, aus welchem er sich selbst zum nächsten Aufnahmebeginn wieder aufwecken kann. Wünschenswert wäre nur, dass er bei ausbleibender Nutzerinteraktion wieder in den stromsparenderen und geräuschärmeren Standby zurückgeht.

Features wie Time-Shift, also die Möglichkeit, während einer
Live-TV-Sendung, auf Pause drücken zu könenn und später weiterzuschauen
(und Werbung vorspulen!) brauch ich nicht zu erwähnen, oder?

Ebenso flexibel sind die Einstellungen zum Speicherplatzmanagement. In dem PC habe ich nur die einzige 320GB HDD dringelassen, mit dem der Rechner ausgeliefert worden ist. Etwas wenig, wenn man bedenkt, dass die Aufzeichnung in einem MPEG2 Derivat (DVR-MS: „durch Microsoft aufgezeichnetes TV-Programm“, ähnlich zu MPEG-PS). Man kann nämlich pro Sendung eine Vielzahl von Optionen wählen, bis wann eine Sendung aufbewahrt werden soll, bevor sie zugunsten neuer Aufnahmen wieder von der HDD geputzt wird. Selbstverständlich kann man Sendungen auch zum dauerhaften Aufheben markieren oder „bis sie gesehen“ wurden, „x Folgen aufheben“, „bis Speicherplatz benötigt wird“ usw. usf.

ein wirklich schlimmer Zustand, dessen Bereinigung sogar mit O&O Defrag Stunden gedauert hat.

Aber gerade bei viel Fluktuation bei den Aufnahmen kommt natürliche eine der erheblichsten Schwächen von Windows zum Tragen. Nämlich die Unfähigkeit vom NTFS Dateisystem, sich selbst zu organisieren, der gemeine Windowsuser wird es wohl „defragmentieren“ nennen. Mein System läuft so schon seit einen guten halben Jahr, demensprechend sieht aber auch die Festplatte aus mit einem „Fragmentierungsgrad“ von über 80%, der regelmäßige Einsatz einer funktionierenden, flotten Defraglösung ist also wirklich sehr empfohlen (und damit ist nicht Windows Defrag gemeint!).

Eine weitere „Schwäche“ ist, dass quasi für jede Medienwiedergabe die Engine des Windows Media Players genutzt wird (wen wunderts). Dieser kann zwar sogar in der Home Premium Version DVDs abspielen, alle weiteren Formate müssen dann aber durch die Installation z. B. vom Vista Codec Package nachgerüstet werden.

Ein wenig „ungewöhlich“ oder gar unverständlich ist die unterschiedliche Behandlung von Audio und Bild/Video Sammlungen. Während Bilder und Filme anhand der Ordner und Netzfreigaben durchsucht werden können, bietet die Musikbibliothek nur die vom Windows Mediaplayer bekannte Variante. Diese funktoniert zwar ganz gut und kann enthaltene Bilder auch als Albumcover anzeigen, aber da meine Musiksammlung strukturiert abgelegt ist, würde ich oftmals durch „Surfen“ durch die Ordnerstruktur schneller zum Ziel gelangen.

Dafür entschädigt das Feature, nahezu jedes Internetradio hierüber geniessen zu können, das aktuelle Wetter anzeigen zu lassen, Online Videos zu geniessen und sogar YouTube und co. lassen sich mit Yougle auf den Fernseher holen.

Von diesen wenigen Negativpunkten abgesehen, bin ich mit dem MediaCenter dennoch so gut zufrieden, dass ich mir die diversen (auch Linux basierten) alternativen Lösungen zwar mal im Internet gesucht und gefunden habe, aber noch nicht die Notwendigkeit für mich gesehen habe, diese zu testen oder live zu installieren, auch wenn das LinuxMCE sehr vielversprechend aussieht, einiges mehr an Komfort bietet, aber bislang leider noch eine recht eingeschränkte Hardwarekompatibilität hat.

Autor

Seit Kindheitstagen ist der Computer sein Begleiter. Was mit Linux anfing, wurde 2005 ein/e Beruf/ung, die weit über den Arbeitsplatz hinausgeht. Durch stetige Weiterentwicklung fasste er auch im *BSD Segment Fuß und bietet mittlerweile professionelle Lösungen im Bereich Hosting, Networking und Infrastruktur an. Als Ausgleich beschäftigt er sich neben Computerspielen mit der Fotografie.

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