Mein fahrbarer Untersatz ist ein 2014er Golf 7 Kombi. Dieser ist leider nur mit einer MIB 1 Headunit für das Infotainment System ausgestattet und hat ein 5.8 Zoll Display. Und für diese gibt es keine Android Auto oder Car Play oder zumindest Mirror Link Implementierung. Sprich, es ist nicht möglich über das Handy Navigationsinhalte auf das Display zu übertragen. Auch nicht zum Nachlizensieren wie bei neueren MIB Revisionen. Dummerweise hab ich mich durch die Nutzung in den Poolwagen meines Brötchengebers aber sehr an Android Auto gewöhnt und es schätzen gelernt.
Die „offizielle“ Variante über eine Autoschrauberbude würde mit mehreren Tausend Euro einhergehen, da diese das gesamte Infotainmentsystem tauschen müssten – vermutlich auf MIB 2.5, samt Display und vermutlich auch dem Bordcomputer. Das ist mir aber definitiv eine Meile zu weit für den alten Herrn.
Die andere Möglichkeit, die Displayeinheit durch ein Stück Chinesium komplett zu tauschen, gefiel mir auch nicht so recht, da hier – zumindest bei einigen Varianten – die Originalfunktionalität verloren geht. Und oftmals laufen hier steinalte Android-Versionen drauf.
Aftermarket Interface Box
Durch ein paar Videos auf Youtube bin ich auf die Interface-Box gestoßen, die in Deutschland von ewaying.de vertrieben / supported wird. Es gibt sie für diverse Automarken. Geordert habe ich die zu meinem Golf 7 passende Variante. Vorab habe ich noch die Kompatibilität mit dem deutschen Support bestätigen lassen. Dieses Gerät kommt mit einem Satz an Adapterkabeln und Zwischensteckern und wird in die Verbindung Headunit – Display eingehängt. Allerdings schleift sie den originalen Displayinhalt standardmäßig weiter durch, sodass keine Funktion verloren geht. Dabei wird aber auch weiterhin das recht kleine Display mit seiner relativ geringen Auflösung verwendet.
Das Displaysignal wird einfach durch den Ausgang der Box ersetzt, wenn die Box aktiv wird. Dies wird auch begleitet durch das leichte Klicken eines Relais. Der Clou ist nun aber, dass sich das Gerät parallel über den VW Quadlock Anschluss in den Infotainment CAN-Bus einhängt. So kann sie Button- und Toucheingaben abfangen und das Mikrofon für Spracheingaben und Telefonate abgreifen. Der Strom für das Gerät wird ebenfalls hierüber bezogen.
Einbau
Das Kit ist elektrisch Plug’n’Play, bzw. Plug’n’Drive, lediglich die Displaydiagonale muss per DIP-Switch eingestellt werden. Hier geht es primär um die Auflösung und den DPI Wert für die Skalierung der Android Auto Oberfläche. Ein Schaubild und eine Anleitung hat mir der Support auf meine Nachfrage direkt geschickt.
Deswegen ist das System nach knapp 10 Minuten bereits einsatzbereit. Es muss lediglich das Handschuhfach herunter geklappt werden und die Headunit mit Autoradio-Spezialwerkzeugen entfernt werden. Hier soll man auch improvisieren können, mir war aber nicht danach mit Schraubenziehern oder Stichsägeblättern in den Öffnungen herumzustochern.
Der Einbau ist allerdings ziemlich fummelig, weil die Revisionsöffnungen klein und beengt sind und der relativ große Zwischenstecker in einem Hohlraum über der Headunit verstaut werden will, während die Kabel runter in einen Hohlraum hinter dem Handschuhfach geführt werden sollen. Insbesondere, wenn man dicke Finger hat.
Inbetriebnahme der Android Auto Box
Schaltet man das Radio nun ein, passiert erst mal nichts Ungewöhnliches, es grüßt der bekannte VW Splashscreen und das Display verhält sich wie zuvor. Nun sollte man als Audioquelle „AUX“ einstellen. Ein 3-Sekündiger Druck auf die Menu-Taste lässt die Box nun die Kontrolle übernehmen. Also zu „WirelessDev“ (hiermit ist wohl Android Auto Wireless gemeint) und das Handy via Bluetooth suchen.
Nach dem Verbinden handelt es Informationen zur WiFi-Verbindung aus, startet den Server auf dem Handy und verbindet sich mit dem Videostream. Fertig.
Fazit
Mikrofon funktioniert, Touch funktioniert, die Knöpfe funktionieren. Und theoretisch ist die Audioqualität hierüber sogar besser als direkt über Bluetooth mit dem minderwertigen SBC-Codec. Und meinen Home Assistant kann ich so nun auch im Auto steuern. So soll es sein.
Die Box bietet auch noch die Möglichkeit, USB und analoges Video von einer Front- und Rückfahrkamera über RCA Stecker anzunehmen und darzustellen. Darauf habe ich aber verzichtet, da ich mir meine Finger genug gequetscht habe und überdies Autofahren kann und so nen Quatsch gar nicht brauche. Es gibt aber noch einen HDMI-Eingang an der Box, der mich irgendwie dann doch noch zu weiteren Spielereien verführt. Hat jemand Bord-XBOX gesagt?
Insgesamt hat dieses Projekt meine Erwartung vollends erfüllt, auch wenn der Mod nicht zu den günstigsten Verfügbaren gehört.